
Veränderungen in der Beziehung umsetzen
13. Oktober 2025Beziehungsmuster, Abwehr und Wandel
Wie unbewusste Dynamiken Nähe und Distanz prägen
Schlüsselwörter: Beziehungsmuster, Abwehrmechanismen, Nähe-Distanz-Konflikt, Paarberatung Ludwigsburg, Paartherapie, emotionale Intelligenz, unbewusste Dynamiken, Paarsynthese
Warum wir in alten Mustern feststecken
Wir alle wünschen uns Nähe, Verbundenheit und das Gefühl, gesehen zu werden.
Und doch erleben viele Paare, dass sie – gerade in stressigen oder verletzlichen Momenten – in alte Beziehungsmuster zurückfallen: Streit, Rückzug, Schweigen oder Überforderung.
Das liegt selten an mangelnder Liebe, sondern an unbewussten Schutzmechanismen, die sich einst als Überlebensstrategien gebildet haben.
Sie halfen uns, in der Kindheit Schmerz und Ohnmacht zu vermeiden – doch heute verhindern sie echte Nähe.
Die Psychodynamik nennt diese inneren Programme Abwehrmechanismen.
Sie schützen vor alten Verletzungen, aber sie trennen uns auch – genau in dem Moment, in dem wir Verbindung brauchen.
Wenn wir diese Beziehungsmuster verstehen und uns in die damit einhergehenden unangenehmen Gefühle einfühlen, wird nach und nach Veränderung möglich.
Abwehr – der innere Schutz vor Schmerz
Abwehr ist kein Fehler, sondern eine Form innerer Intelligenz.
Sie entsteht, wenn unser Nervensystem alte Bedrohung spürt: Kritik erinnert an Zurückweisung, Nähe an Überforderung.
Dann reagiert unser Körper automatisch – mit Rückzug, Kontrolle, Ironie oder Angriff.
Typische Formen der Abwehr:
Rückzug, um sich vor Kritik zu schützen
Kontrolle, um Unsicherheit zu vermeiden
Rationalisierung, um Gefühle zu dämpfen
Ironie oder Kälte, um sich nicht zu verletzlich zu zeigen
Diese Mechanismen laufen oft in Sekundenbruchteilen ab – bevor wir überhaupt merken, dass wir wieder im alten Muster sind.
Die „Therapeutische Treppe“ – ein Weg in die Tiefe
In der Paarsynthese wird dieser Prozess als ein Weg beschrieben: der Weg über die sogenannte Therapeutische Treppe.
Dabei geht es – bildlich gesprochen – zuerst nach unten:
Nicht nach außen in neue Lösungen, sondern hinein in das, was unter der Oberfläche wirkt.
Diese Arbeit bringt ans Licht, welche alten Erfahrungen unsere Beziehungsfähigkeit geprägt haben.
Erst wenn Paare verstehen, welche biografischen Altlasten in ihnen wirken, können sie Verantwortung übernehmen:
„Ja, das ist meine Verletzung. Ich erkenne, wie sie dich trifft. Und ich möchte lernen, anders mit ihr umzugehen.“
Diese Haltung markiert einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum partnerschaftlichen Erwachsenwerden – einer Liebe, die Verantwortung übernimmt statt Schuld zuzuweisen.
Widerstand – wenn Veränderung zu nah kommt
In der Paarberatung zeigt sich Widerstand immer dann, wenn etwas in uns spürt:
Jetzt könnte es wirklich anders werden.
Und dieses „Anders“ bedeutet oft, dass alte Gefühle wieder fühlbar werden – Traurigkeit, Scham, Angst oder Wut.
Widerstand ist dann kein Scheitern, sondern ein Schutzreflex:
Ein Teil in uns sagt „Nein“, weil er uns vor Überflutung bewahren will.
In der Paarsynthese gilt Widerstand als Wegweiser, nicht als Hindernis.
Er zeigt, wo wir noch Sicherheit brauchen, um Altes loszulassen.
Wenn Paare lernen, diesen inneren Schutz zu achten statt ihn zu bekämpfen, entsteht Raum für echte Veränderung.
Übung: Die fünf Schritte der Abwehr- und Widerstandsanalyse
Diese zentrale Übung aus der Paarsynthese hilft, unbewusste Dynamiken sichtbar und spürbar zu machen.
Sie kann mit Unterstützung einer Paarberaterin oder -anschließend auch- zuhause in ruhiger Atmosphäre durchgeführt werden.
Was am Verhalten meiner Eltern hat mich verletzt oder gekränkt?
(Beispiel: „Mein Vater war oft streng und abweisend.“)Was davon habe ich – gegen meinen Willen – übernommen?
(Beispiel: „Ich reagiere heute selbst kühl, wenn ich mich unsicher fühle.“)Wie wirke ich damit auf meinen Partner oder meine Partnerin?
(Beispiel: „Ich entziehe mich, und du fühlst dich allein.“)Wie werde ich dadurch – ohne es zu wollen – zum Täter oder zur Täterin in unserer Beziehung?
(Beispiel: „Ich verletze dich mit der gleichen Kälte, die mich früher verletzt hat.“)Was braucht es, um Verantwortung zu übernehmen und Neues zu wagen?
(Beispiel: „Ich will lernen, zu bleiben, auch wenn Nähe Angst macht.“)
Diese Übung führt Paare in berührende, oft heilende Momente.
Wenn wir uns gegenseitig bekennen, wie wir den anderen verletzen – und warum –, entsteht plötzlich wieder Mitgefühl.
Stress löst sich, und ein ehrliches „Es tut mir leid“ wird möglich.
Wenn Nähe Angst macht – und Distanz weh tut
Viele Konflikte in Beziehungen sind Varianten des Nähe-Distanz-Konflikts:
Einer sehnt sich nach Nähe, der andere nach Raum.
Beide reagieren – und verstricken sich.
„Bleib bei mir!“ ruft Sehnsucht.
„Lass mich atmen!“ ruft der andere.
Je näher der eine kommt, desto weiter entfernt sich der andere – und umgekehrt.
Diese Dynamik wird genährt durch Abwehr und Kränkbarkeit.
Denn wo Nähe in der Vergangenheit gefährlich war, ruft sie heute Stress hervor.
Das Nervensystem erkennt nicht: Dies ist eine andere Zeit, ein anderer Mensch.
Der Körper als Schlüssel zur Veränderung
Abwehr beginnt im Körper – und dort kann auch Wandlung beginnen. Deshalb arbeitet die Paarsynthese mit körperorientierten Übungen, um Anspannung zu lösen und Präsenz zu fördern.
Eine einfache, aber wirksame Übung:
Paarübung: Atmen und Schwingen
Stellt euch gegenüber.
Atmet ruhig und schaut euch in die Augen.
Beginnt sanft mit kleinen Beckenbewegungen oder Vibrationen, im Rhythmus eures Atems.
Spürt, was geschieht – Spannung, Wärme, Unsicherheit, Nähe.
Sprecht danach kurz darüber, ohne Bewertung.
Diese Übung stärkt die Körperresonanz und hilft, Nähe als etwas Lebendiges und Bewegliches zu erleben – nicht als Bedrohung.
Vom Streit zur Reifung – der Weg zum partnerschaftlichen Erwachsenwerden
Paare wachsen, wenn sie lernen, ihre Konflikte als Entwicklungsweg zu sehen.
Streit ist dann kein Beweis von Scheitern, sondern Ausdruck des Ringens um Reife.
Wie Barbara und Udo Röser, von denen wir Paarsynthese lernen durften, betonen: „Erwachsenwerden wird zur Liebesaufgabe.“
Das bedeutet:
Ich erkenne, wo ich in kindliche Verletztheit falle.
Ich übernehme Verantwortung für meine Reaktion.
Ich lerne, zu verzeihen – mir selbst und dem anderen.
Der Substanzkonflikt eines Paares – also das tiefe gemeinsame Thema hinter den Streits – wird so zu einem inneren Kompass:
Er zeigt, woran beide wachsen dürfen.
Reflexionsfragen für Paare
Was ist unser gemeinsames Thema – unser „Substanzkonflikt“?
Was habe ich durch dich zu lernen – besonders im Bereich Nähe, Vertrauen, Sinnlichkeit?
Was will ich dir verzeihen? Wofür möchte ich um Verzeihung bitten?
Wie erwachsen sind wir im Umgang mit Konflikten geworden?
Wann gelingt es uns, Mitgefühl statt Schuld zu wählen?
Diese Fragen eignen sich wunderbar für ein gemeinsames Ritual oder den Beginn eines Paargesprächs.
Fazit: Abwehr und Widerstand als Schlüssel zur Liebe
Abwehr und Widerstand sind keine Feinde der Liebe – sie sind ihre Wächter.
Sie zeigen uns, wo alte Wunden Heilung brauchen.
Wenn Paare lernen, diese Dynamiken zu verstehen und zu halten, verwandelt sich Schutz in Vertrauen und Kampf in Begegnung.
Dann wird Beziehung zum Ort der Reifung – und Liebe zur Kunst, einander ehrlich zu sehen.
Wie wir Paare in Ludwigsburg begleiten
In unserer Paarberatung in Ludwigsburg begleiten wir Paare mit Methoden aus der Paarsynthese, der Achtsamkeitspraxis und der körperorientierten Arbeit.
Wir verstehen Abwehr und Widerstand nicht als Störung, sondern als Wegweiser.
Sie zeigen, wo alte Verletzungen noch Schutz brauchen – bevor sich Neues entfalten kann.
Ziel ist, dass Paare ihre alten Schutzstrategien in Ressourcen verwandeln:
Rückzug wird zu Achtsamkeit,
Kontrolle zu Klarheit,
Abwehr zu Bewusstheit.
Wenn Paare lernen, unter der Abwehr den eigentlichen Schmerz zu spüren, entsteht Raum für wirkliche Nähe – eine Nähe, die nicht mehr fordert, sondern fließt.
Mehr Informationen: www.paarbeziehung-im-fokus.de
Unsere Begleitung für Euch:
- Paarberatung im 2:2 – als erfahrenes Paarberater-Paar begleiten wir Euch gemeinsam.
- Paarberatung im 1:2 - einer von uns begleitet Euch als Paar.
- Paar-Mediation im 1:2 – wenn Konflikte festgefahren sind, helfen wir, neue Wege zu finden.
- Individuelle Sitzungen im 1:1 – wenn eine*r von Euch erst einmal alleine starten möchte (in Ausnahmefällen)
Unsere Konditionen findet ihr hier.
Unsere 29 Jahre gelebte Beziehungserfahrung und unsere fundierten Ausbildungen (u. a. Paarsynthese, systemische und achtsamkeitsbasierte Beratung, Mediation) ermöglichen es uns, Euch auf diesem Weg professionell und mit Empathie zu begleiten.
Macht den ersten Schritt – wir sind in Ludwigsburg / Raum Stuttgart für Euch da!
Lasst uns gemeinsam herausfinden, wie Eure Liebe wieder lebendig werden kann.
Herzliche Grüße